Donnerstag, 3. November 2016

Die Geschichte eines Baumhauses ohne Pointe

Der mittlerweile 44-jährige erwachsene und unverheiratete Adam befand sich, wie es an Tagen wie diesen sonst auch immer unabhängig vom Wetter war, in seinem vom schweren Stürmen umringen Baumhaus und lauschte seinen sperrigen Gedanken. Die ihm aber nur jetzt sperrig erscheinen. Warum Adam in jener Nacht im Baumhaus war, soll für uns keine Rolle spielen und für ihn Ziel sein, sich Selbiges im Sturm der erlebten Eindrücke und verzerrten Erinnerungen auszureden und eben jene mit schönen Gefühlen und einer sanften Ehrlichkeit, die so Rau wie das Holz des Baumhauses selbst ist zu ersetzen. Adam fängt sich einen Splitter ein.

In all den vom Leichtsinn belebten Kindheitstagen war ihm das Baumhaus eh und jeh ein Zufluchtsort gewesen, um den vielen Bestrafungen, die seine ewig strengen Eltern für einen Lausbuben, wie er stets einer gewesen war bereit hielten und doch ließ ihm die kalt in ihm aufsteigende Selbstgewissheit nicht länger daran glauben, dass einfache Kindheitserinnerungen ihn federleicht von den atlasschweren Trümmern seiner zerbrochenen Welt erlösen könnten. Er ist nicht länger Bonbondieb, sondern Mörder. Adam dachte wie auch in den zuvor bisher nicht beschriebenen und auch im Folgenden nicht beschrieben werdenden Momenten über seine unerwähnte Vergangenheit nach und fand allerlei Rechtfertigungen, die ihm glauben ließen, dass nicht er am Leben, sondern dass Leben an gescheitert sei, was den Sturm zwar nicht weniger toben aber immerhin einen Ausgangspunkt bieten sollte. Er ist schon von vielen Ausgangspunkten aus gescheitert.

Regentropfen und Windböen peitschten gegen die Äste der alten Eiche und die roten von der Sonne ausgebleichten Vorhänge schlugen vom Wasser durchdrungen wie nasse Waschlappen gegen die morschen zerfallenden Fensterrahmen und führten so ein Schattenspiel auf, welches schöner war als das schäbige Baumhaus jemals hätte sein könnten. Es stürmte weiter. Seine Taten im weltweiten Strom der Beliebigkeiten wiederfindend, wimmerte Adam im Bauhaus und das Baumhaus wankte im Sturm hin und her, angetrieben vom grenzenlosen Aufeinandertreffen der Gewöhnlichkeiten und er hoffte in dem Stigamta, dass der Splitter auf seiner Hand hinterlassen hatte einen tieferen symbolischen und wenn nicht sogar erlösenden Sinn zu finden, welcher vielleicht weniger gewöhnlich als er es war sein mochte. Doch das ist alles recht gewöhnlich. Die zahllos übereinander stürzenden Gedankentürme ließen die Momente langsam und seine geistige Wortwahl lang und zäh werden lassen, so dass ihm in wiederwilliger Unbewusstheit nichts anderes übrig blieb, als nicht zu erkennen, dass die die alles verdrängende Prätentiösität seines Monolog ihn lediglich an eine tiefere alles auflösende Wahrheit Glauben und festklammern ließen. Doch letzten Endes wird er nur ein wenig Zeit und Selbstgefälligkeit gefunden haben.

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