Mittwoch, 29. Oktober 2014

Vor fünf Minuten

Dreht sie sich vergisst man das Antzlitz.
Das an sich
schön ist.
So höflich
So akkurat so perfekt und volkommen
merkt der Geist nicht wie benommen,
dass die Dame nicht schaut.
Sie schaut an die Wand.
Bleibt unerkannt.
Lässt die Erinnerung geraubt.

Ist sie hässlich ?
Trocken trüb ?
in Liebe noch zu ungeübt ?
Bin ich ihr nicht mächtig ?
Ist sie der meinen lästig ?
Oder ist sie einfach hässlich ?

Alles ist in meinem Kopf
Wer erinnert sich noch ?
Vergessen ob
man sich erinnern will.

Die Tür zum Paradies

13. 07.2007
Ich bin nicht gut in so was, wirklich nicht. Wenn ich ehrlich bin, versuche ich grade das erste Mal in meinem Leben ein Tagebuch zu schreiben. Eigentlich habe ich es ja immer für albern gehalten, die Dinge die man den Tag über erlebt hat in par pseudo-poetischen Worten niederzuschreiben, aber hey, dass hier ist mein Tagebuch also kann ich machen was ich will und wer weiß vielleicht wird das Ganze ja noch interessant. Viel wichtiger ist jedoch, dass es mir bei meinem Problem weiterhilft, denn die Idee ein Tagebuch zu führen stammt ja schließlich nicht von mir. Wahrscheinlich sollte ich hier näher auf meine Situation und mein Problem eingehen. Das ist Alles etwas merkwürdig, denn eigentlich hat jemand wie ich allen Grund glücklich zu sein. Eine wunderbare Familie, ein großes Haus, ein geregeltes Einkommen, Freunde die immer zu einem halten und dennoch braucht es nicht viel um so ein Leben aus den Fugen geraten zu lassen. Vielleicht liegt es daran, dass ich meiner Kindheit nie welche hatte, aber seit einer ganzen Weile leide ich unter schweren Albträumen. Das mag sich jetzt nicht so dramatisch anhören, doch glaub mir wenn nicht deine Kinder dich, sondern du deine Kinder mit lauten Geschrei aus dem Schlaf reißt, wenn deine Frau Tag für Tag dein mit Tränen durchnässtes Kissen waschen muss, wenn dir morgens 3 mal der Kaffelöffel aus der zittrigen Hand fällt und du dich nicht mal halbwegs auf die Arbeit konzentrieren kannst, dann weißt du, dass du Hilfe brauchst. So kam es, dass ich in meiner Not Doktor Scheider aufsuchte. Er versuchte mich zu beruhigen und riet mir alle Erfahrungen die ich Tags und im Traum machte, aufzuschreiben um so die Ursache für meine Albträume zu finden. Die Ursache... je mehr ich versuche sie zu ergründen desto mehr verzweifle ich. Ich bin nicht Jemand der ständig mit dem Gedanken spielt, der Wand mit dem Inhalt seines Kopfes einen neuen Anstrich zu verpassen oder Jemand der unter den Folgen seiner verkorksten Kindheit zu kämpfen hat. Es mag sich mehr als widersprüchlich anhören, aber vielleicht ist grade mein problemfreies Leben das Problem. Doktor Schneider hält jedoch nicht viel von dieser Theorie. Trotzdem ist es wichtig, dass ich ihm jetzt vertraue, der Mann versteht was von seinem Handwerk und ich habe seine Hilfe mehr als nötig. Meine Freunde, meine Familie, sogar meine Arbeitskollegen, Alle stehen hinter mir und deshalb ist es wichtig, dass ich jetzt stark bin. Nach all dem was ich durchgemacht habe, darf ich jetzt nicht aufgeben, ich muss herausfinden was es mit diesen schrecklichen Albträumen auf sich hat.


16. 07.2007
Eine riesengroße Stadt und ein unbedeutend kleiner Mensch. Er irrt durch die endlos verzweigten Straßen und Gassen. Neben ihm thronen die bedrohlich großen Wolkenkratzer, welche jeden Moment auf ihn hinunterzustürzen drohen. Die stickige Luft macht es ihm kaum möglich zu atmen und die grellen Lichter schmerzen in seinen verweinten Augen. Auch wenn die Straßen mit Menschen gefüllt sind, fühlt er sich furchtbar allein. Sie alle unterscheiden sich in einem sehr wesentlich Punkt von ihm. Alle scheinen ein Ziel zu haben. Er ist der Einzige der orientierungslos zwischen den Menschen hin durchschleicht, zusammenbricht und hilflos am Boden zittert. Menschen, die schnellen Schrittes an ihm vorbei gehen, sehen ihn wie Ungeziefer an, wie ein Insekt von dem man sich fern halten müsse. Das Gefühl nicht an einen Ort zu gehören. Das Gefühl nicht in seinen eigenen Traum zu gehören. Ja dieses Gefühl beschreibt meinen Traum wohl am besten.
Wie mein Traum endete? Ich weiß es nicht. Nachdem ich auf der Straße zusammengebrochen bin, war alles woran ich mich erinnerte ein tiefes Schwarz. Ein Schwarz, welches mir die Sinne raubte, welches mich mein glückliches Leben für einen Moment vergessen ließ und welches mich, mich selbst fremd vorkommen lies. So fremd, so allein, so verloren. Ein Mensch voller Zweifel gefangen zwischen Traum und Wirklichkeit. Ich hatte diesen Traum schon öfter aber kann ich ihn nun besser deuten weil ich ihn aufgeschrieben habe? Normalerweise versuche ich einen Albtraum so schnell es geht wieder zu vergessen, doch nun wo ich mich mit ihm auseinandersetzten muss, fühlt sich die Erinnerung so echt an. Erschreckend echt. Dieser Traum ist nun nicht einfach mehr Etwas was mit dem Tag verblasst, nein er ist auf diesem Blatt Papier mit Schweiß und Tinte verewigt. Hilft mir dieser Umstand mein Problem zu lösen ? Vielleicht, ein wenig.


19. 07.2007
Doktor Schneider und ich hatten heute unsere vierte Sitzung. Wie es das Klischee will, ging es dieses Mal um meine Kindheit, meine Vergangenheit. Im Vergleich mit manch anderer Kindheit gibt es da gar nicht so viel zu erzählen. Gemeinsam mit meiner Familie hatten wir auf unsrem kleinen Bauernhof eine sehr glückliche Zeit. Wenn ich mir die heutige Jugend so anschaue, kann ich vielen Kindern nur eine Kindheit wie die meine wünschen. Auf Land fühlt man sich unbeschwert und frei.
Das Gefühl von Wärme und Geborgenheit, wie sehr sehne ich mich nach dieser Zeit zurück. Natürlich war es auch anstrengend, schließlich gab es auch immer reichlich zu tun, doch letztlich hat mich dieser Umstand ehrgeizig werden lassen. Wenn man es genau nimmt war es auch genau diese Eigenschaft, die mich von meinen beiden Brüder am meisten unterschieden hat. Nicht das sie faul gewesen wären, sie gaben sich nur schnell zufrieden. Ich hingegen war ganz anders. Wenn ich Etwas haben wollte, ging ich jedes Risiko ein um es auch zu bekommen. Zwar hatte diese Strategie nicht immer Erfolg, trotzdem wurde mir so bewusst, dass man es im Leben nur zu Etwas bring, wenn man mit hohem Einsatz spielt. Wer nicht wagt der nicht gewinnt. Schon sehr früh war mir bewusst, dass ich nicht wie meine Brüder den Rest meines Lebens auf dem Hof verbringen wollte, nein ich wollte Karriere machen und so zog es mich nach dem Abitur zum Studium in die Stadt. Ich habe viel studiert, jedoch nie lange in einem Fach. Wirtschaft, Psychologie, Medizin, Maschinenbau es fühlte sich an als hätte ich Alles schon mal ausprobiert. Es wäre schön gewesen, wenn die Zeit nach der Uni besser verlaufen wäre, doch statt sich endlich festzulegen kam die Achterbahn meines Lebens erst richtig in Schwung. Ein ständiges Auf und Ab aus Erfolgen und Misserfolgen, wobei das Zweite am Ende überwiegte. Meinen Tief und gleichzeitig Höhepunkt erreichte ich in jener schicksalhaften Nacht, in der ich mein gesamtes Erspartes beim Roulette auf Rot setzte. Wer nicht wagt der nicht gewinnt. Ich habe gewonnen. Man kann es für leichtsinnig und dumm halten, dass ich dieses Risiko eingegangen bin, aber es liegt nun mal in meiner Natur alles auf eine Karte zu spielen. Mein ganzes Leben baut auf dieser Idee auf und in dieser Nacht entschied sich der Zufall nun einmal zu meinen Gunsten. Ich hab mit dem Leben um eine zweite Chance gepokert und in einem fairen Spiel gewonnen. Nur so konnte ich erneut Fuß fassen. Nur so musste ich nicht auf der Straße leben. Nur so konnte ich das erste Mal in meinem Leben eine Ausbildung abschließen und einen festen Job bekommen. Das erste Mal in meinem Leben ging es steil bergauf. Es dauerte nicht lange und ich lernte die Frau meines Lebens kennen und bekam die beiden wunderbarsten Töchter die ein Vater sich wünschen kann. Ich darf jetzt nicht den Glauben an mich verlieren nicht jetzt wo eine Lösung des Problems in Sicht ist. Nein, ich habe zu lange gekämpft um das Alles wegen ein paar Hirngespinsten zu verlieren.

Wo wir schon wieder bei dem Thema sind ich habe Doktor Schneider von meinem Traum erzählt. Wer hätte gedacht, dass man einen Traum so vielfältig deuten kann. Selbstentfremdung, unterdrückte Zwänge, der Wunsch nach Freiheit, so viele potenziellen Ursachen hat er mir aufgezählt. Er sagt, ich müsse mich meiner Angst stellen und wieder Herr meines Traumes werden. Wenn ich weiter an mir zweifle, werde alles nur noch schlimmer und ich könne niemals ein albtraumfreies Leben führen. Der hat gut reden, er ist ja nicht der der das Alles träumen muss. Er muss nicht Nacht für Nacht, in seinem mit Angstschweiß durchnässten Bett, mit der Angst kämpfen. Wäre ich doch nur etwas mutiger, dann wäre alles so einfach. Ich gestehe mir es ja nur ungern ein, aber wahrscheinlich hat er recht. Doch Mut ist immer so eine Sache. Er lässt sich nicht aus der Luft greifen, man kann ihn nicht erzwingen. Es wird viele Tagebuch Einträge und viele Albträume dauern bis ich meine Angst besiegen kann. Werde ich die Kraft haben diesen Weg zu gehen ? Ich weiß es nicht...


27.07.2007

Ein Mann liegt mit blutverschmierten Armen und einem ausdrucklosen Gesicht in einer rostigen Badewanne. Unbeschreibliche Schmerzen unterdrücken das Gefühl der Leere und lassen einen grade eben noch vertrauten Menschen zu einem Fremden werden. Dieser Fremde, er will nicht an diesem Ort sein, er gehört nicht hier her. Alles an diesem Ort lässt ihn seine eigene Angst bewusst werden. Die Angst niemals aus diesem Traum zu erwachen. Die Angst er könnte Wirklichkeit werden. Die Angst in alle Ewigkeit mit den Ketten der Einsamkeit in der Trübseligkeit der eigenen Seele zu verhungern. Der Mann schließt seine Augen und versucht aus dieser Welt zu fliehen, doch egal wie sehr er sich auch bemüht die kalte Traumwirklichkeit hält ihn bei Bewusstsein. Mit ganzer Kraft versucht er sich aus der blutgetränkten Badewanne zu heben, um seinen Hunger nach Schlaftabletten zu stillen. Der Versuch die ersehnte Packung auf der Ablage zu erreichen, bleibt erfolglos. Seine Hand rutscht aus und sein Kopf schlägt hart auf den Waschbeckenrand auf. Hat er sein Ziel erreicht ? Ein lauter Schrei und keuchende Lungen holten mich aus dem Traum in mein Schlafzimmer zurück. Keine Narben, keine Platzwunde am Kopf, keine Schmerzen. Zumindest keine körperlichen. Kann ich es meiner Frau übel nehmen, dass sie kurz gezögert hat, um sich die Mühe zu machen mir mal wieder gut zuzureden? Wahrscheinlich nicht, allein schon weil wir beide wissen, dass es nicht hilft. Doch kannst du mir helfen mein Tagebuch ? Auch wenn jedes niedergeschriebene Wort sich wie ein Stich in meinem Herzen anfühlt weiß ich, dass die Wunden meines Herzens irgendwann vernäht sind und endlich heilen können. Den Zweifel an mir, an meinem Leben, an der Wirklichkeit... Dieser Traum er, hat sich noch realer angefühlt als der Letzte. Nein, ich darf diesem Hirngespenst keinen Raum geben ich bin ich. Ich werde immer ich bleiben.



30.07.2007
Habe ich dir eigentlich schon einmal erzählt, wie der ganze Horror angefangen hat? Nun, wenn ich ehrlich bin kann mich da selbst nicht mehr so genau dran erinnern. Manchmal kommt mir das Leben selbst ein Traum vor, niemand erinnert sich daran wie und wann es angefangen hat und niemand weiß wann es aufhören wird. Wäre mein Leben ein Traum wäre es ein sehr schöner Traum, dem ich jedem wünsche, der nicht mit dem Glück einer Familie gesegnet ist. Familie ist Etwas für das es sich zu kämpfen lohnt. Etwas wofür du Verantwortung tragen und das du beschützen musst. Es ist meine Aufgabe als Mann und Vater, dass ich meine Probleme in den Griff kriege. Ich werde kämpfen.


07.08.2007
Stimmen überall Stimmen, sie alle reden schnell, reden viel, zu viel als, dass mein Kopf sie ertragen könnte. Die Situation auf Arbeit spitzt sich zu und auch wenn sich meine Kollegen alle Mühe geben mein Problem zu verstehen, spüre ich wie ihnen nach und nach der Geduldsfaden reißt. Meine Gedanken aufzuschreiben hat nicht geholfen, alles ist genauso schlimm wie vorher, wenn nicht sogar noch schlimmer. Ich ersticke unter dem Druck den mir die Arbeit aufdrängt und ich halte es einfach nicht mehr aus. Meine Albträume sagen mir, ich soll mein Leben loslassen, ich soll mich ihnen hingeben. Was wäre ich für ein Vater wenn meine Familie jetzt im Stich lassee, ich muss kämpfen. Doch egal wie sehr ich versuche zu kämpfen, es ist schwer und ich weiß nicht wie lange ich mein Leben noch aushalte.


23.08.2007
Doktor Schneider scheint mit mir überfordert zu sein. Er hat mich auf eine Kur in den Bergen geschickt und seit einer Woche lebe ich hier nun an diesem abgelegen Ort, mit Menschen die mir angeblich helfen können. Es ist sehr ruhig und die vielen, mit Augenringen geschmückten Gestalten, sind trotz der melancholischen Stimmung weitestgehend nett zu mir. Was ist wohl ihre Geschichte? Womit haben sie zu kämpfen wer steht ihnen bei? Haben sie auch jemanden wie dich ? Vielleicht mag sich, dass seltsam anhören aber ich habe das Gefühl ich kenne die Antwort auf meine Fragen. Auch wenn ich noch nie in meinem Leben hier war, kommen mir dieser Ort und seine Menschen unglaublich vertraut vor. Im ersten Moment konnte ich mit all dem hier nichts anfangen und verspürte sogar etwas Hass auf Doktor Schneider, doch Mittlerweile habe ich meine Gedanken wieder gesammelt und ich... ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass er das Richtige getan hat. Auch wenn ich meine Familie sehr vermisse habe ich Gefühl, dass das hier genau das ist was ich jetzt brauche. Abgelegenheit, Zeit für mich selbst, Zeit um zu verarbeiten. Eventuell ist es mir ja grade an diesem Ort, fern von meinem Leben, fern von Allem was beweist, dass ich tatsächlich ich bin, möglich mir selbst zu beweisen, dass ich immer noch der Mann von früher bin. Der Mann der damals die richtige Entscheidung getroffen hat. Ich nehme es Doktor Schneider nicht übel, dass er mich hier her geschickt hat. In ein paar Wochen ist alles vorüber. Dann habe ich es geschafft, dann ist alles vorbei.


05.09.2007
Ein großer Raum mit einer Decke die dem Sternenhimmel gleicht. Ein Mann der entspannt auf einem Bett liegt und einer warmen Stimme lauscht. Er will die warmen Wort des Mannes nicht hören, denn er weiß das sie Gift für seine Seele sind. Der Fremde in ihm wehrt sich, er will zurück zu seiner Familie. Doch es gibt keinen Ort an den er sich zurückziehen kann, kein Zuhause, er ist gezwungen zuzuhören.
Er muss all die Lügen ertragen, er muss die Saat des Zweifels in sich aufnehmen. Seine Familie seine Freunde sein Leben beginnt zu verblassen. Entfernte Schreie wollen ihn zurück zu ihm selbst holen zurück zu mir selbst. Zeitgleich schließe und öffne ich meine Augen. Eine neue Form der Angst hat sich mir offenbart. Angst, welche mich auf eine so vertraute Art fürchten lässt. Ich wie spüre wie mein Zweifel und der Fremde in mir stärker und ich selbst schwächer werde. Noch nie hat sich ein Traum so direkt auf die... Wirklichkeit bezogen. Erst heute Morgen hatte ich tatsächlich ein Gespräch mit einem Psychologen und die Nacht darauf träume ich dann so Etwas. Zum ersten Mal in meinem Leben stelle die Frage, welche ich mir so oft aus meinen Kopf zu radieren versuchte. Beziehen sich meine Träume auf meine Erinnerungen, auf Dingen die die ich vergessen will? Wie weit ist die Schwelle zwischen Realität und Traum. Wer ist dieser Fremde ? Wer bin ich ? Bin ich nicht hier um auf all diese verdammten Fragen eine Antwort zu finden ? Dieser Ort ist allmählich zu meinem Zuhause geworden. Alles wirkt so vertraut und Gedanken an meine Familie fühlen sich so an als würde ich einen weitentfernten Traum nachrennen. Ich kann jetzt nicht aufgeben, ich muss mich ein letztes Mal zusammenreißen, meine Familie wartet auf mich. Sie warten, ich weiß es, mit ganzen Herzen glaube ich daran. Zumindest hoffe ich es ...

??.??.????
Ein so vertrautes Schwarz umgibt mich. Ein dunkles Zimmer. Ein Mann sitzt alleine in diesem Zimmer und schreibt in sein Tagebuch. Er schaut mich an, nein er schaut in den Spiegel. Ich schaue in den Spiegel. Sein... mein abgemagerter Körper ist mit Narben überseht. Traurige Augen schauen in die Leere, schauen auf einen Fremden, schauen zurück auf längst vergessene Tage. Hat mich der Zweifel überkommen? Bin das wirklich ich ? Bin ich wirklich ich? Warum hören diese gottverdammten Fragen nicht auf, wenn ich doch eigentlich nach Antworten suchen? Bist du mein Tagebuch, wenn es dich denn gibt, die Antwort? Bin ich vielleicht die Antwort selbst? Doktor Schneider hat gesagt ich muss den Zweifel in mir überwinden. Doch woran zweifelt ein Mensch der auf nichts niemanden eine Antwort kennt. Ob ich wach bin oder träume, es spielt doch letzten Endes keine Rolle, denn ich kenne die Antwort doch schon längst. Ich weiß, dass das Paradies verschlossen ist und, dass ich meine Familie nie wieder sehen werde. Wir hätten eine schöne Zeit haben können. Die Achterbahn hätte nicht entgleisen müssen. Alles einfach alles hätte klappen können. Wer nichts wagt der nichts gewinnt. Hätte ich damals doch nur auf Schwarz gesetzt.

Dienstag, 28. Oktober 2014

Wandmalerei

Die Welt is groß, die Welt ist rein.
Ich will mich nicht an sie binden.
Ich bin so unglaublich allein.
So konnt ich mich überwinden.

Die Gedanken sind frei.
Auch das Blei
im Kopf.
Spuckt dir ins Ohr
davor
lebt man.
Vorher passiert alles auf einmal
dann kotzt es aus allen Haaren
an die Wand

Die Welt mischt alle Farben.

Montag, 20. Oktober 2014

Der frühe Fogel fröstelt


Alle schlafen noch am Morgen.
Bin im frühen Frost erfroren.
Ich hab's am Ende nicht geglaubt. 
Denn niemand hat mich aufgetaut.

Atombombe


Ich hab nach ewig vielen Stunden,
der Dummheit Gegengift gefunden.
Jetzt sind alle tot ...


Mittwoch, 15. Oktober 2014

Papierkorb am Meer

Ein Papier das auf den Boden fällt.
Und Ideen die in die Meere laufen.
Wenn der Geist sich nicht im Zaume hält .
Bringen Strände eine Leichenhaufen.

Samstag, 11. Oktober 2014

Es ging nicht anders

 Was ein einzelner Strich, der ein Minus zu einem Plus ergänz, in einem Menschen nicht alles bewirken kann. Dies war Biancas erster Gedanke, als ihr der Schwangerschaftstest die schreckliche Wahrheit offenbarte. Weder sie, noch ihr Freund hatten geplant ein Baby zu bekommen. Anfangs war sie noch gegen eine Abtreibung, doch lies ihre derzeitige Situation nicht zu diesen Gedanken komplett außer Acht zu lassen. Bianca befand sich im vorletzten Semester ihres Jurastudiums und sie wusste genau, dass sie dem Stress der Abschlussprüfung und dem eines Kind nicht gewachsen war. Auch die Drohung ihres kinderhassenden Freundes, dass er sie verlassen würde, bekäme sie das Kind, zwangen sie eine Abtreibung näher in Betracht zu ziehen. Nach dem Tod ihrer Eltern war sie auf ihn angewiesen. Er zahlte die Studiengebühren, er gab ihr Unterkunft und er versorgte sie. Nur noch ein Jahr, dann wäre sie endlich unabhängig. Dann wäre sie bereit die Verantwortung für ein Kind zu tragen, nur einfach noch nicht jetzt. Sie wusste, dass ihre gesamte Zukunft auf dem Spiel stand und so zwang sie ihre Situation letztlich eine Entscheidung zu treffen. Immer wieder redete sie sich ein, dass es nicht anders ginge, und dass das Alles nicht ihre Schuld sei. Unwissend ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, ging sie letztlich zum Arzt, um alles nötige in die Wege zu leiten.  

Nach nur zwei Wochen Wartezeit war es dann so weit. Bianca machte sich auf dem Weg zum Krankenhaus, doch wusste sie nicht welche schicksalhafte Wendung sie dort erwarten sollte. Grade als der Arzt die letzten Untersuchungen vornahm stockte er. "Soll das ein schlechter Scherz sein? Warum schickt man mir eine Frau, welche erst vor kurzen ihre Tage hatte .", gab der Arzt in einem wütenden Ton von sich. Bianca war noch sehr viel verwunderter als der Arzt.  Wie war das möglich, sie hatte sich von ihrem Frauenarzt mehrmals ihre Schwangerschaft bestätigen lassen. Und dennoch ließen selbst weitere Untersuchungen keinen Zweifel zu, dass Bianca noch nie in ihrem Leben schwanger war. Auch wenn die Ärzte das alles weniger für biologisches Phänomen, sondern eher für einen Fehler seitens Biancas Frauenärztin hielten, war sie sich selbst sicher, dass es Etwas geschehen war was ihr Verstand nicht begreifen konnte.   

Auf dem Heimweg konnte sie keinen klaren Gedanken fassen.  Nicht als sie den Zettel in ihrer Hosentasche bemerkte und auch nicht als ihr Auto an der Kreuzung von einem LKW erfasst wurde. Da lag sie nun, mit schweren Verletzungen und mit Tränen besetzten Augen in ihrem brennen Auto. Die verbogene Seitentür hatte sich tief in ihren Bauch gedrückt und bot ihr keine Möglichkeit sich zu befreien. Sie verzweifelte, als sie ihr Blut in Strömen über den Asphalt laufen sah. Warum passierte das alles ? Ihr Atem stocke, als ihr die schreckliche Wahrheit bewusst wurde . Nicht ihr Kind sollte an diesem Tag sterben sondern sie. Mit letzter Kraft und blutigen Fingern öffnete sie den Zettel, den sie noch immer mit ihrer Hand umklammerte. Auf diesem waren zwei Dinge zu erkennen. Ein lächelnder Smiley und ein rotgezeichneter Satz in kindlicher Handschrift. Auch wenn es nur ein einziger Satz war, lies er Bianca das Blut in den Adern gefrieren.   Er lautete: "Es tut mir leid, aber es ging nicht anders "